Spargel

Nachdem zum Thema Spargel bereits arge Händel entbrannt sind und Materialien gesammelt werden, wollte ich es mir nicht nehmen lassen, auch meinen Senf (bzw. meine Sauce Hollandaise) zu dem Thema dazuzugeben. Tatsächlich schmeckt mir Spargel nicht. Ich kriege nach seinem versehentlichen Verzehr lecker Würgreiz und, so der Spargel es bis in meinen Darm geschafft hat, folgen Verdauungsprobleme. Deswegen wäre ich, so wie alle Menschen, denen es ähnlich ergeht, angehalten, keinen Spragel zu essen. Anderen Menschen könnte man, so man erwachsen genug ist, den Genuss von Spargel durchaus gönnen. Ivo Bozic hingegen schreibt leidenschaftlich gegen den Spargel an. Zu seinen Gunsten ist anzunehmen, dass er mit Spargel eben nur die von ihm geschilderten Dinge verbindet, und angewidert von ostzonaler Eintönigkeit gegen den Spargel anschreibt. Auch wenn Menschen nicht konditioniert sind „wia a Ratz“ (Karl Held), vielleicht hat da irgendwo eine Reizkopplung stattgefunden, die nicht mehr so leicht zu beheben ist. Problematisch wird das nonchalante Geschreibsel, wenn Bozic sich missverständlich über die prekäre Situation polnischer Erntehelfer äußert („Billig-Polen“) oder vollkommene Unwissenheit bezüglich anderer Spargel-Anbaugebiete erkennen lässt.

Unverhältnismäßig ist Bozics Spott über die Brandenburger Monaden und ihre Version des Schönheitsköniginnenwettbewerbs:

„Brandenburger Landeier werden zu Spargelköniginnen gekürt, denn Weinköniginnen kann man leider nicht küren, da für ein hochwertiges Produkt wie Wein die klimatischen Verhältnisse hier nun mal nicht ausreichen. Wer nichts hat, hat immerhin noch Spargel. Deutschland hat Spargel. So siehts aus.“

Hierzu ist anzumerken: Im „besseren Deutschland“ gibt es eine Menge Weißbierköniginnen, im Fränkischen Teil bestimmt auch Weinköniginnen, und weder, so sagen manche Statistiken, ist dort die Verbreitung rechtsextremen Gedankenguts geringer, noch ist die jeweilige Tradition weniger eklig. Es könnte argumentiert werden, dass die Mühe, Blogeinträge über einen Blogeintrag zu verfassen, dessen Autor es vermutlich nicht einmal richtig ernst gemeint hat, zuviel des guten sei. Aber gerad die Coolness und Flapsigkeit, mit der Bozic schreibt, sind der Grund, warum ich die Petition mitunterzeichnet habe. Dieser seltsame Schreibstil, mit dem auch der unvergessene Jungle World-Artikel geschrieben wurde (wenn auch, glaube ich, nicht von Bozic), in dem erklärt wurde, dass Dieter Bohlen „uns“ vor dem schlimmsten bewahren würde. Nicht reflektierend, dass ohne Bohlens Mitwirkung DSDS gar nicht möglich wäre und das abfeiern Bohlens, bloß weil es kontrovers ist, auch nix tolles ist. Anstatt den beschriebenen (vermutlich tatsächlich dummen) Menschen ihre kleine Freude mit ihrem überteuerten Spargel zu lassen und genussvoll Avocado zu mampfen. Anstatt mal auf das Präsentieren ernährungs- und lifestyletechnischer Do’s and Don’ts zu verzichten. Anstatt dieser Dinge bläht Bozic eine Anti-Spargel-Tirade auf eine Seite auf, und dass auch noch im Jargon des SZ-Magazins! Deswegen sehe ich mich trotz aller persönlichen Spargel-Ablehnung gezwungen, die Petition gegen Bozic zu unterschreiben.

Noch eine Anmerkung zum verehrten Blog-Idol Waiting: Tatsächlich denke ich nicht, das Bozic strukturell Antisemitisch argumentiert, da er den Spargel selbst ja als Wurzel bezeichnet und (soweit ich weiß,) der Antisemit die vermeintliche Stärke des Juden ja in dessen angeblicher „Verschlagenheit“ und „Hinterlist“ etc. pp. sieht, nicht aber in der von Bozic im Bezug auf den Spargel konstatierten Härte.

Eine Antwort to “Spargel”

  1. Wartezeit überbrücken … :: Neues vom Spargelkrieg: Geordneter Rückzug :: April :: 2008 Says:

    […] dir vor, es ist Spargelkrieg – und waity geht nicht […]

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